Unsere Hauptkirche liegt am Seewiser Ortseingang östlich des Dorfkerns, im Ortsteil Prada. Wir feiern (fast) jeden Sonntag um 10.00 Uhr Gottesdienst. Genauere Informationen entnehmen Sie bitte unserer Agenda.

Link: (https://www.kirche-seewis-ref.ch/agenda )

Geschichte

Wenn man den Fachleuten Glauben schenkt, wurde die erste Kirche hier in Seewis um 1300 erbaut. Vorher diente die Kirche auf der Burg Solavers gemeinsam den Orten Fanas, Grüsch und Seewis.

Die Seewiser Kirche war dem Andenken an Laurenzius von Rom gewidmet: Ein Märtyrer aus dem Jahr 258. Im Jahr 1487 erfolgte ein durchgreifender Umbau und der Neubau des Chores. Der Chor liegt Richtung Südosten, also der aufgehenden Sonne entgegen – in Erinnerung an Jesus, der gesagt hat: „Ich bin das Licht der Welt“ (Johannes 8,12). An der Wand des Chorraums befinden sich Grabsteine der Familie von Salis – eine der einflussreichsten Familien des alten 3-Bünde-Staates. Diese Familie baute auch das Seewiser Schloss, in dem heute die Primarschule und Verwaltung der politischen Gemeinde Seewis ist.

Um 1585 beschloss die Gemeinde Seewis als eine der letzten im Prättigau den Übertritt zur sogenannten neuen Religion. Die Altartafeln wurden nach St.Gallenkirch im Montafon verkauft.

1645 wurde ein neuer Turmhelm erstellt. Offenbar wurde die Anzahl der Gottesdienstbesucher immer grösser, so dass 1682 eine Empore eingebaut wurde.

Im Jahr 1754 wurde ein weiterer Umbau beschlossen. Unter der Leitung von Bundeslandammann J.G. von Salis wurde in den Jahren 1756 – 1758 das Kirchenschiff um die Turmbreite verlängert. Die neue Kanzel stiftete J.G. von Salis, darum ziert noch heute das Salis – Wappen die Kanzel. Auch der Taufstein stammt aus jener Zeit. Er wird für Taufen und fünfmal im Jahr als Abendmahlstisch verwendet.

Die alte sogenannte Fideliskanzel wurde aufbewahrt und 1865 nach Sigmaringen (D) verkauft.

1770 schenkte J.G. von Salis der Kirche eine neue Orgel, die erst 1901 durch ein neues Instrument der Firma Metzler & Cie. ersetzt wurde.

Den Dorfbrand vom 13. Juli 1863 hat die Kirche unbeschadet überstanden.

1911 – 1913 wurde das alte Schindeldach durch ein Kupferdach ersetzt. Auch die massiven Strebepfeiler auf der Südseite stammen aus dieser Zeit.

Die Seewiser Glocken sind etwas besonderes. Das Geläut hat einen hellen Wohlklang und ist weit über die Grenzen der Region bekannt. Die vier vorhandenen Glocken stammen aus dem Jahr 1931.

Um 1960 erfolgte die bisher letzte grössere Innenrenovation mit neuer Bestuhlung und neuer Heizung.

Die beiden Buntglasfenster im Chor sind ein Geschenk der Stiftung Gott hilft, Zizers, die während vielen Jahren das heutige Hotel Schesaplana betrieb. Sie stellen Jesus Christus und den sinkenden (und dann doch geretteten) Petrus dar.

Geschichten

Die folgenden Geschichten wurden überliefert durch Nicolin Sererhard, dem Ortspfarrer in den Jahren 1715 – 1754.

In der „Einfalten Delineation aller Bündner Gemeinden“ von 1742 schreibt er: Das Kirchen – Gebäu auf Seewis ist niedrig und altfränkisch bauen. Die Kanzel, auf welcher anno 1622 der berühmte, zu Sigmaringen gebürtige, erst vor etlichen Jahren canonisierte Pater Fidelis am Palmsonntag, an welchem er die Martyrer Kron erlanget, gepredigt hatt, stehet noch, und zugleich die alte Kanzelstegen mit ebendemjenigen Staffel oder Tritt, von welchem der Pater Fideli, als das Schiessen und Schlagen der Bauern mit den Soldaten vor der Kirche angegangen, im Schrecken durch einen Sprung vorne ein Stücklein circa zwei Zoll breit abgesprungen hat, da er in der Angst zum kleinen Chor Thürlein hinausgeloffen, über die hoche Freythof Mauern hinabgesprungen und circa vier Büchsen Schüss durch die under der Kirchen liegende Gütter, in Prada genannt, hinabgeloffen, vermeinende zu echappiren, ist aber noch von den Bauern ereylet, und alldorten ordentlich erschlagen worden, womit ihm aber unsere Seewiser den grössten Dienst geleistet, denn ohne sie wäre er wohl nimmermehr ein so grosser Wunderthäter worden, noch zu so hohen Ehren gestiegen seyn.

Im Seewiser Heimatbuch wird er mit folgender Geschichte zitiert:

In diesem Zusammenhang mag in gekürzter Form der vom Seewiser Pfarrherrn Nicolin Sererhard erlebte und beschriebene Blitzstrahl, der den Kirchturm in sonderbarer Weise traf und beschädigte, hier angeführt werden: Anno 1717 fuhr vom Valzeiner Haupt her ein flacher Blitz in das Turmgebäude, schnitt das Dachwerk wie mit einer riesigen Schere wagrecht durch, fuhr senkrecht in die Tiefe zwischen den drei Glocken vorbei ohne das «Zytstübli», ohne die Uhr zu beschädigen, nahm weiter den Weg durch ein kleines Guggfenster und der Turmaussenwand nach zur Erde, dabei im Mauerwerk eine schnurgerade, handtiefe Rinne grabend, um endlich durch zwei getrennte Löcher in den gewachsenen Boden einzudringen.

Ebenfalls im Heimatbuch wird die folgende Geschichte überliefert:

Es begab sich, dass zwei Nachbaren, deren der eine der alten Religion im Herzen abgesagt (das heisst: ein Reformierter), der andere aber sein Ave Maria nicht aufgeben konnte (also ein Katholik), beide ihr Vieh ein stücklein unter der Kirche hatten und abends miteinander vom Füttern kamen. Derjenige, der das Ave Maria lieb hatte, trug in seiner Bazida Milch, und da sie miteinander zur Kirche kamen, wollte er nicht vorbeigehen, es sei denn, dass er vorher seine Andacht verrichtet und im Vorzeichen, wie wir es namsen, oder Vorschopf der Kirchen ein Ave Maria gebetet hätte. Der andere lasst ihn gehen und tut desgleichen, als woll er heim, schlich ihm aber unvermutet nach, und als der andere vor dem St. Lorenz, dem unsere Kirche gewidmet war, in seiner Andacht auf den Knien lag, und sein Ave Maria sprach, schlich dieser leise hinzu und schüttete dem anderen seine Milch, die er nebenhin gestellt hatte, auf die Erden aus. Er strich aber den Schaum von der Milch per Spass St. Georgen Pferdlin, so nebenhin an die Mauer gemalet stunde, an das Maul und machte sich sogleich und unvermerkt aus dem Staube, ehe der andere vermerkte. Der andächtige Ave Maria – Beter, als er von seiner Andacht aufgestanden und mit seiner Milch nach Hause wollen, findet er das leere Milchgefäss. Er umsieht sich, besinnt sich, weiss nicht, wie das Ding möchte zugegangen sein, er läuft um die Kirche, den Dieb zu suchen, findet niemand. Endlich, da er seine leere Bazida mitnehmen und heimgehen will, gewahret er etwas von dem Milchschaum an des Ritters St. Georgen Pferde Maul, geratet hierüber alsobald in die Einbildung, dieser Heilige habe ihm den Possen gespielet, dass er sein Pferd ihm seine Milch habe auslappen lassen. Deswegen ergrimmte er wider diesen Heiligen, drohte ihm mit dem Finger, sagend: «Wart, wart nur, Kerl, kannst du eins, so kann ich das ander, dann weil du mir üsers Herrgotts Güri – so nennet er das Pferdlin – meine Milch hast auslappen lassen, so will ich die acht Tag gewiss nicht mehr Kommen». Das hielt er auch, gab dann das Ave Maria gänzlich auf und war fürhin gut reformiert.

Glockengeläut Kirche Seewis Dorf